Minz schaut über den Tellerrand

Webstandards - Vergleichsversuche

11/26/2004

Während ich die kürzlich Inhalte eines zweitägigen Workshops zum Thema Barrierefreies Internet und Cascading Stylesheets zusammenstellte, kam in mir die Frage auf wie man denn die Benutzung von Webstandards und die dadurch verbundenen Vorteile Menschen näherbringen könnte, die sich nicht wirklich in dieser Thematik auskennen. Mir wurde schnell klar, dass dafür ein Beispiel gefunden werden müsste, welches aus der nichttechnischen "normalen" Umgebung kommt.

Nachdem ich mir einiges durch den Kopf hatte gehen lassen drängte sich folgende Idee in den Vordergrund. Vergleiche das (technische) Bereitstellen einer Internetseite mit der Postzustellung.

Wenn man sich folgendes Bild betrachtet, welcher der beiden Briefe hat wohl größere Chancen rechtzeitig und korrekt zugestellt zu werden?

Zwei Brief, ein selbstgebastelter und -beschriebener in Eigenbauformat, und ein Standard DINlang Brief mit Briefmarke

Natürlich ist der obere Brief in seiner Form und Ausgestaltung recht ansprechend. Aber darum geht es in diesem Falle nicht. Für mich beschreiben diese beiden Briefe den "unsichtbaren" Prozess der Zustellung, beziehungsweise eines ganz bestimmten Teils davon. Der Großteil der Zustell- und Sortierarbeit wird heutzutage maschinell erledigt. Daher gibt es gewisse postalische Standards, die einen reibungslosen Sortierprozess gewährleisten sollen. Positionierung (Adresse und Postwertzeichen), Größe und Gewicht etc. Werden all diese Faktoren bei der Briefversendung berücksichtigt, kann die Sortiermaschine den Brief problemlos auf den richtigen Weg schicken.

Wenn auf der anderen Seite ein nicht standardgemäßes Format benutzt wird, wird der Brief teurer, kann nicht mehr maschinell verarbeitet werden und landet wohl schliesslich in einem Körbchen welches dann handverlesen wird. Ob die Auslieferung dann wirklich erfolgen kann, liegt daran wie weit der Briefumschlag von der Norm abweicht.

Auf jeden Fall, so denke ich macht dieses Beispiel klar, dass wenn man sich an den Standard hält, man auf der sichereren Seite steht.

Selbiges gilt natürlich auch für Webdokumente. Diese Dokumente werden auch erst einmal maschinell verarbeitet, bevor sie aus dem Umschlag genommen und uns präsentiert werden. Wer also korrekte Dokumententypen benutzt, valide Auszeichnugssprache, der hat gute Chancen dass seine Inhalte so gut wie jeden Empfänger erreichen.

Natürlich bin ich mir der Tatsache bewusst, dass dieser Vergleich hinkt. Ich versuche ja einen nicht sichtbaren Prozess zu visualisieren (durch die Umschläge). Der Vorwurf, der bereits in diesem Fall aufkam war der, dass dieses Beispiel unterstellen würde, dass webstandard-konformes Design langweilig und unattraktiv wäre. Das stimmt jedoch nicht ganz, da die Umschläge ja nicht die eigentliche Webseite präsentieren, sondern lediglich das Transportmedium sind. Genauso, als würde der Empfänger den Umschlag nie zu Gesicht bekommen, da sein/e Sekretär/in alle Umschläge öffnet und lediglich die Briefe auf den Schreibtisch legt (ganz wie ein Internet-Browser).

Nichtsdestotrotz habe ich ein Alternativbild gemacht, welches den Standardbrief in seiner Attraktivität etwas aufwertet. Böse Zungen mögen jetzt behaupten, dass wäre ja eine Vermischung von Präsentation mit Struktur (womit sie nicht mal unrecht hätten)

Der DINlang Brief in attraktiverem Gewand

Aber, ich bin neugierig. Gibt es andere Metaphern, Anekdoten, Analogien welche den Nutzen von Webstandards erklären? Her damit!